Die Ausgrabungen




Fund- und Grabungsgeschichte


Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhundert herrschte in Gelehrtenkreisen ganz allgemein ein großes Interesse an naturwissenschaftlichen Themen im Bereich der Physik, der Astronomie, der Medizin, der Anthropologie, Genetik, um nur einige der Forschungszweige anzusprechen, nicht weniger auch in der Archäologie. "Nie vorher ist mit solchem Eifer und so zielbewusst dahin gestrebt worden, der Erde ihre Schätze alter Kunst wieder abzugewinnen, und nie vorher hat ein so reicher und so mannigfacher Ertrag die Arbeit des Spatens belohnt", schreibt A. Michaelis in seinem 1905 als Rückschau ins 19. Jahrhundert konzipierten Werk mit dem Titel: "Ein Jahrhundert kunstarchäologischer Entdeckungen".

Auch in Südtirol machten sich Forscher auf die Suche nach Relikten aus unserer Vergangenheit, so Adrian Egger, einer der Pioniere der Südtiroler Archäologie, der Archäologe Oswald Menghin, der auf dem von ihm so bezeichneten "Heidenbühel", dem Peterbühl, neben einigen Keramikfragmenten auch Metallfunde machte, so das Fragment einer Fibel aus der La Tène-Zeit und geschmolzene Bronze.

Die Grundschullehrerin Antonie Psenner barg 1939 am nördlichen Abhang des Peterbühl eine anthropomorphe weibliche Figur aus gehämmertem Bronzeblech von 2,3 x 7,7 cm. Der Umstand, dass es sich dabei, erkennbar am durch die Figur gestanzten Loch zum Anbringen einer Schnur, um eine an eine weibliche Gottheit gerichtete Votiv-Figur handeln könnte, veranlasste den einen und die andere, so die Archäologin Dr. Biba Terzan von der Universität in Ljubljana, zu spekulieren, es könne sich beim Peterbühl um ein weibliches Heiligtum gehandelt haben, eine Annahme, der nach Meinung anderer Autoren eine wissenschaftliche und durch Funde gestützte Grundlage fehlt.

Das Interesse der Archäologen war geweckt, und der bereits genannte Südtiroler Archäologe Georg Innerhofer konnte bei der Soprintendenza alle Antichità delle Venezie bei einer Sondierung des Areals von Seiten der Leiterin der Stelle, Bruna Forlati mit Piero Lombardi von der Universität Ferrara, der zur damaligen Zeit den Kultplatz auf dem Schlern erkundete, eine Grabung am Peterbühl erwirken, die dann 1954 unter technischer Leitung von Giovan Battista Frescura begann und in zwei weiteren Sequenzen 1956 und 1959 fortgeführt wurde. Frescuras drei Grabungstagebücher dokumentieren akkurat und detailgetreu alle Phasen der Grabungsfortschritte und bleiben auch nach der 2010 publizierten systematischen Aufarbeitung dieser Sondierungen durch Lorenzo Dal Ri eine nicht nur nostalgische Fundgrube für archäologisch Interessierte. So sind Frescuras Zeichnungen zudem das einzig verbliebene Zeugnis für 68 Fundstücke aus den Grabungen von 1954, die auf seinen Inventarlisten zwar aufscheinen, nach Überstellung des Fundkomplexes von Padua nach Bozen 1978 vom damaligen Direktor des Museums Stefan Demez jedoch nicht mehr vorgefunden werden konnten und somit wohl für immer verlustig gegangen sind. Demez konnte im Zuge seiner Nachforschungen auch Fundgegenstände ausfindig machen, die von Privaten und auch vom eifrigen Sammler archäologischer Gegenstände und meinem Volksschullehrer Oswald Baumgartner zuhause gehortet worden waren. Oswald Baumgartner hat die im Gasthaus und heutigem Hotel Turm von Frescura nach der jähen Beendigung der Grabungen im Oktober 1959 zugunsten der offenbar bedeutenderen Sondierungen in Sanzeno zurückgelassenen Fundgegenstände an sich genommen und übergab diese Ende der siebziger Jahre dem Stadtmuseum Bozen. Ein Großteil der in Frescuras Tagebüchern von 1956 und 1959 penibel abgebildeten Metallobjekte sind der archäologischen Forschung entzogen und bleiben zum großen Bedauern der Fachwelt bis zum heutigen Tag verschollen und damit wohl endgültig verlustig gegangen. Immerhin bleiben uns die Zeichnungen als kleiner Trost.


Ausgrabungen am Peterbühl jüngeren Datums


Im Zuge der Errichtung des neuen Friedhofs am östlichen Fuß des Peterbühl organisierte das Amt für Bodendenkmäler Bozen, das 1972 die Kompetenzen der Soprintendenza alle Antichità delle Venezie übertragen bekommen hat, eine Notgrabung. Diese förderte Abraum zutage, der von der auf dem Hügel wohnenden Peterbühl-Gemeinschaft vorwiegend im Lauf der Eisenzeit am östlichen Fuße des Hügels deponiert worden war. Damals wurde wahrscheinlich durch Anlegen von Terrassen ein Befestigungswerk etabliert, wo, zumindest zeitweise, auch rätische Häuser ohne Unterkellerung gestanden haben dürften.

Ausgrabungen von Dr. Lorenzo Dal Ri 1993, 1994, 1995 und die Arbeit von 

Dr. Luca Pisoni

Im Sommer 1993 ermöglichten die Bauarbeiten am neuen Friedhof in Völs am ostseitig gelegenen Abhang des Hügels bei von Dr. Dal Ri geleiteten Grabungen die Entdeckung einer Anzahl von Bauwerken aus der Späten Eisenzeit. Die Grabungsergebnisse wiesen zusammenfassend drei Strukturen nach, die von zahlreichen Objektfunden begleitet waren: Ein Befestigungssystem, eine unterkellerte Wohneinheit rätischen Typs und einen Drainagekanal. Leider war es aufgrund der Umstände - es handelte sich um Notgrabungen - nicht möglich, das gesamte Areal umfassend zu untersuchen. 




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