Haus S


Anlässlich der 1956 vorgenommenen Sondierung, also vor dem Auffinden des von Haus S im zweiten vorchristlichen Jahrhundert unter Einbeziehung seines Abbruchmaterials überbauten Hauses A, kam in dessen unmittelbarer Nachbarschaft ein um 50 cm eingetieftes Gebäude von 4,65 x 6,5 m mit einem an der südlichen Hausseite befindlichen Eingang von stattlichen 1,7 m Breite zutage. Am westlichen Ende des Eingangs - rätische Häuser waren, wie angemerkt, in der Regel mit einem abgewinkelten Zugangskorridor versehen - wurde  in 10 cm Tiefe in einer Brandschicht ein eiserner Schlüssel gefunden. Falls es jemanden in Erstaunen versetzt, dass es in der Eisenzeit Schlüssel gegeben habe: Es handelte sich hierbei eigentlich um einen hakenförmigen eisernen Griff, der eine Schiebevorrichtung bediente, mit deren Hilfe eine in einer Führung laufende hölzerne Tür aufgezogen und zugeschoben werden konnte. Die Fundstelle nahe am Eingang lässt die Vermutung zu, dieser "Schlüssel" habe sich entweder im "Schloss" oder in dessen unmittelbarer Nähe, etwa auf einem Türpfosten aufgehängt, befunden. Da wird Geschichte lebendig! Auf der östlichen und nördlichen Seite waren offenbar horizontal Holzbalken auf Steinsockeln aufgelegt, während in der Raummitte in nord-südlicher Ausrichtung Steinplatten ausgelegt waren, auf die, wie im rätischen Hausbau üblich, senkrechte Steher gestellt waren, die den Raum wohl in zwei getrennte Kammern geteilt hatten. In drei Ecken waren Aussparungen aus den Wänden gebrochen zum Zweck, Holzpfeiler anzubringen, die zusammen mit den Mittelpfeilern die Dachkonstruktion abstützten. In einer der Ecken konnten verkohlte Holzteile sichergestellt werden, die diese These untermauern. Feuerstelle wurde keine gefunden, wohl aber in 40 cm Tiefe unter Brandschutt, der vom oberen Stockwerk, wo sich die Feuerstelle demnach wohl befunden hat, nach unten gestürzt sein könnte, ein eiserner Bratspieß.

Das Rätsel, weswegen man in diesem Gebäude Fundgegenstände aus stark differierenden Zeitabschnitten barg: eine Krebsschwanzfibel und neben anderem zwei späthallstattzeitliche Fibeln, klärte sich bei der Nachfolgegrabung 1959, während der ein älterer, durch Brand zerstörter Abschnitt freigelegt werden konnte, dem die erwähnten spät-hallstattzeitlichen Fibeln zusammen mit dem Fragment einer Schale mit gepunztem Dekor zugeordnet werden konnten. Nun ließ sich auch der 1956 zum Vorschein gekommene Überraschungsfund einer Griffhalterung eines Bronzekessels zusammen mit zahlreichen Splittern von Bronzeblech, die womöglich die Überreste eines durch Brand zerstörten und geborstenen Bronzegefäßes sind, in einen Zusammenhang bringen und einem erheblich älteren Bereich dieses Hauses S zuordnen. 


In diesem Bereich wurden folgende Funde gemacht:

1.  Die kreuzförmige Henkelattasche eines Bronzegefäßes (Eimer oder Kessel) 

2.  Zwei Grifflappen einer großen Keramikschüssel 

3.  Fragment eines Keramikbehälters (Schale mit S-förmiger Wandung?) 

4.  Ein Schleifstein 

5.  Eine Perle aus hellblauem Glas 

6.  Eine Krebsschwanzfibel 

7.  Dekoriertes Objekt, halbrunder Guss 

8.  Eiserne Lanzenspitze

9.  Eiserne Lanzenspitze

10.  Ein eiserner Schlüssel

11.  Eisenspieß mit Ring

12.  Eine kleine Sanguisugafibel mit Fußknopf 

13.  Eine Fibel im spät-westhallstattzeitlichen Schema 

14.  Kleine Henkelattasche aus Bronze

15.  Zwei Fragmente eines Siebes aus Bronzeblech 

16.  Eine Sanzeno-Schale mit senkrechten gezahnten Eindrücken 

17.  Ein eiserner Nabenring 





© 2021 Elmar Perkmann - elmar.perkmann@gmail.com
- Alle Rechte vorbehalten -  
Unterstützt von Webnode
Erstellen Sie Ihre Webseite gratis! Diese Website wurde mit Webnode erstellt. Erstellen Sie Ihre eigene Seite noch heute kostenfrei! Los geht´s